Nach ihrer „Landung“ in Viechtach bleiben die AUSTROnauten bis zum 26. August in Bayern. Die Ausstellung im Alten Rathaus Viechtach (Stadtplatz 1) kann von Montag bis Freitag von 8 – 17 Uhr, Samstag von 10 – 13 Uhr sowie Sonntag von 10 - 12 Uhr und von 14 – 16 Uhr bei freiem Eintritt besichtigt werden. Im Anschluss an die Vernissage findet am Freitag, den 22. Juni am Stadtplatz Viechtach ein Sommerfest mit Musik statt.
Informationen rund um die Ausstellung erteilt die Tourist-Information Viechtach, Stadtplatz 1, D – 94234 Viechtach, Tel. (0049)9961-1661,www.viechtach.de.
AUSTROnauten
AUSTRONAUTEN als Thema einer Ausstellung ist nicht nur ein Wortspiel mit der Herkunft der Künstler aus Österreich. Ein Paronym mit dem seit 1147 bestehenden Namen Austrie marchionibus also Austria, für das Land Österreich, Ostarrîchi, und dem Lieblingsthema des Wortschöpfers Reinhard Schmid: der Aeronautik.
Schmid, ein Motor der phantastischen Kulturarbeit in Viechtach, malt schöne Frauen in ebenso schönen Flugmaschinen.
Nun könnte man annehmen, die Austronauten seien ‚shooting stars‘ die durch den Kunstraum irrlichtern. Das sind sie nicht. Die Austronauten sind keine shooting stars, also Sternschnuppen, sondern gestandene Künstlerinnen und Künstler von großer Professionalität und konsequenter, mehrjähriger bis langjähriger Verfolgung ihrer Ziele.
Startrampe der Austronauten ist - wie es sich für Wien gehört – ein Kaffeehaus, das Café Palffy im Phantastenmuseum. Hier hat Erich Peischl, Geschäftsführer des Österreichischen Kulturzentrums, in der Tradition des ART CLUB-Strohkoffers der 1950er Jahre, einem Biotop der Wiener Phantasten, seinen Künstlerstammtisch eingerichtet. Hier ist das lebendige Zentrum der Begegnung des PhantastenMuseums der neuen Wiener phantastischen Maler.
Der Viechtacher Künstlerkurator Reinhard Schmid wählte aus der starken Gruppierung phantastischer Künstler in Österreich und ergänzte um einen Australier.
Das ist nichts Überraschendes, denn die Welt ist klein und das US-Postoffice kann sehr oft nicht zwischen dem Land der Kängurus und dem der Lipizzaner unterscheiden.
Aber die Geographie ist überhaupt kein Kriterium um als österreichischer Phantast zu gelten. Benedetto Fellin stammt aus Meran, Italien, Peter Gric aus Tschechien, Amanda Sage ist Amerikanerin, die u.a. in Wien in einem Freien Kulturhaus arbeitet, Jolanda Richter startete in den Niederlanden und Otto Rapp ist Wiener, der lange Jahre in Kanada lebte. DE ES Schwertberger ist Wiener, hatte in der legendären Galerie Fuchs seine erste Ausstellung, ist aber sehr stark der amerikanischen Visionary Art zuzuordnen. Leo Plaw ist Australier, der in Berlin lebt, ein weltweites Webnetz für die phantastische Kunst spannt und einen starken künstlerischen Hang zu Wien hat. Rose de la Lyre ist Französin und lebt in Wien. Boris Koller ist Wiener, hat hier an der Akademie studiert, ist aber seit fast 20 Jahren intensiv mit Schweden und Norwegen verbunden und lebt in Wien und München. Wessi ist geborene Bulgarin, aber hat die Hälfte ihres Lebens ihren Lebensmittelpunkt in Wien. Luigi la Speranza stammt aus Wien, war ein Wiener Wunderkind, lebt in Wien und hat den schönen italienischen Namen La Speranza = die Hoffnung. Und die in Wien lebende Vesna Krasnec mit dem slawischen Namen der Frühlingsgöttin ist geborene Deutsche.
Österreichische Phantasten sind international, aber das Land war immer ein Vielvölkerstaat. Aber das ist nicht das Einigende in der Gruppe der Austronauten, die eigentlich eine Auswahl ist.
Ihr großes Gemeinsames ist, dass Österreichs Phantasten Feinmaler sind.
Ihnen ist die technische Fertigkeit besonders wichtig. Nicht alle Surrealisten hatten das, aber die Vorbilder und Vorgänger der Austronauten, die Maler der Wiener Schule des Phantastischen Realismus hatten die Meisterschaft der Malkunst als Grundforderung und Voraussetzung: Man muss ein guter Maler sein um sich ausdrücken zu können.
Nun könnte man sagen, das können auch die Tachisten, die drücken ihre Emotionen durch die kontrollierte Spontanität der Bewegung aus. Oder die kontemplativen Farbästheten auf ihre Art.
Ein Geiger, ein Pianist oder auch ein Digitalkomponist können ihre Kunst, sei es als Interpreten oder Komponisten nur ausdrücken, wenn Sie ihr Instrument mit höchstmöglicher Meisterschaft beherrschen. Und das lernen und üben sie in jahrelangen Prozessen. Die Austronauten, die Wiener Phantasten verlangen das auch von ihrer Malerei. Sie wollen nicht ungelenk auf ihrer Geige kratzen, wie das auch kein Geiger auf der Stradivari will. Sie wollen mit den altmeisterlichen Geheimnissen der Malkunst ihre Visionen, ihre Ideen, ihre Bilder und Abbilder auf die Leinwand bringen.
Es wäre ein fataler Fehler den Violinisten der meisterlich seine Kadenzen auf einem antiken Instrument spielt, als unzeitgemäß, nicht aktuell, altmodisch, zurück geblieben, zu klassifizieren.
Es ist ein ebensolcher Denkfehler, die Phantasten mit ihrer altmeisterlichen Feinmalerei als unmodern abzukanzeln.
Viechtachs - dem bayerische Zentrum für Phantastische Kunst - Bürgermeister Georg Bruckner ist mit dem PhantastenMuseum Wien interessiert freundschaftlich verbunden. Er hat das PhantastenMuseum Wien eingeladen und der Künstlerkurator Reinhard Schmid hat die Auswahl getroffen und den Namen dafür erfunden.
Der wird den Wienern bleiben.
Denn es ist eine Ehre, die österreichischen Künstler als AUSTRONAUTEN zu klassifizieren, denn gesetzlich ist eine solche Ursprungsbezeichnung ‚nur dann zulässig, wenn es sich um ein Unternehmen mit überdurchschnittlicher Bedeutung handelt bzw. Produkte typisch österreichischen Gepräges oder wesentlich höherer Qualität hergestellt werden.‘
Und das ist es ja wohl.
Prof. Gerhard Habarta